Nach dem Backkurswochenende Anfang April war ich offenbar noch nicht müde genug und folgte dem Ruf ins Elsaß. Am Horizont die Vogesen, besuchte ich gemeinsam mit anderen Bäckern unweit des Rheins die Firma Bongard, die neben Öfen und Kühlzellen auch Teigteiler herstellt. Ein besonderer Teigteiler, der Paneotrad, war das Objekt der Bäckerneugier. Mit diesem Gerät arbeiten inzwischen weit mehr als 1000 Bäcker in Frankreich. Es teilt durch ein patentiertes (aber recht schlichtes) System Teige sehr schonend. Üblicherweise wird es bei Teigen genutzt, die 24-48 Stunden kühle Gare hinter sich haben und reif für den Ofen sind. Durch den Teigteiler werden die Schnittflächen wieder verschlossen und die Gärgase vollständig im Teigling gehalten. Nicht nur Baguettes lassen sich so herstellen, sondern über andere Teilermatrizen auch Brötchen, Brote etc. Der größte Nachteil, den ich sehe: Die Teiglinge sind alle eckig. Ein Baguette sieht da manchmal schon seltsam aus.

Das Elsaß – viel zu schön, um nur zwei Tage zu bleiben…
Höhepunkt der Reise für mich war der Besuch einer sehr kleinen Bäckerei, in der das Gerät eingesetzt wird. Der Bäckermeister stellt (wie üblich in Frankreich) nur einen Teig her und baut daraus verschiedenste Brotformen. Ein “Baguette de tradition française” allerdings darf er von Rechtswegen nicht maschinell formen. Deshalb stellt er es zu meinem Bedauern auch nicht her. Entsprechend darf er auch diverse, dem Mehl beigegebene Zusatzstoffe verwenden, die in einem traditionellen französischen Baguette nicht verbacken werden. Auf die Frage eines deutschen Bäckermeisters, wie er bei einer Teigeinlage von 350 g ein solch großes Volumen in die Baguettes bekommt, meinte sein französischer Kollege: “Wenn du das nicht schaffst, machst du was falsch!”. Ein Blick auf die Mehlzutatenliste brachte die tatsächliche Erklärung… Also Vorsicht beim Baguettekauf in Frankreich. Wer ein weitgehend zusatzstofffreies Baguette essen möchte, sollte ein traditionelles Baguette verlangen.
Neben dem Bäckereibesuch wurden bei Bongard einige Rezepte auf Dinkel- und Weizenbasis am Paneotrad getestet. Spannend war für mich die Formenvielfalt, die durch Schnitttechniken entstehen kann. Mehr als tausend Worte erzählen folgende Fotos…

Eine kleine elsässische Bäckerei.

Große Auswahl, aber (fast) nur ein Teig.

Kastenweißbrot

Zum Reinbeißen (wenn man die Zutaten nicht kennt)…

Der Bäckermeister nimmt die reif geteilten Teiglinge aus der Kiste und legt sie auf den Abziehapparat des Ofens.

In Sekundenschnelle werden die Baguetteteiglinge eingeschnitten.

Schnitt, Schnitt, Schnitt

Alle Teiglinge sind eingeschnitten.

Ab in den Ofen.

Erst die Sandwich-Brote…

… dann die Baguettes.

Tolle Porung, auch dank Hemicellulase und Alpha-Amylase, die dem konventionellen T65-Mehl zugesetzt waren.

Backversuche bei Bongard: Dinkelteig

Zeit zum Ruhen

Skeptischer Blick auf das Klebergerüst

Der Teig wird zu Ballen abgewogen und grob rundgewirkt.

Rundwirken oder besser rund einschlagen in der Schüssel.

Nach einer kurzen Ballengare wird der Teig aufgezogen…

… oder wie der Hobbybäcker sagen würde: gedehnt …

… und gefaltet.

Das gleiche Spiel mit einem Weizenteig.

Beim Aufziehen können auch weitere Zutaten wie Oliven, Schokolade oder Käse eingearbeitet werden.

Nachdem der aufgezogene Teig mind. 24 Stunden bei 5°C ruhen durfte…

… wird er im Paneotrad abgestochen…

… und als Teigling direkt auf den Abzieher gelegt.

Einschneiden und fertig zum Einschießen.

Backe, backe…

Dinkelbaguette

Weizenbrötchen mit Sesam, ca. 8 Minuten im Ofen.

Vollgepackt…

Der Oliventeig als abgewandelte Fougasse.

Weizenbrötchen mit weißer Schokolade. Ein heißer Tipp für besondere Gaumenfreuden…

Und fertig: Weizenbrötchen mit Mohn

Wurzelbrot, Pain d’Épi, Fougasse

Weizenstangen, Pain d’Épi

Lockere Porung in den Weizenstangen (kein Baguetteteig!)

Wurzelbrote, Baguettes und Weizenbrote

Guten Appetit!
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