Zorra hat Foodblogger zum "Making-of" aufgerufen. Unter dem Titel "Food-o-grafie" können sie ihren und anderen Lesern Einblicke in die Welt vor und hinter der Linse ihres Fotoapparates geben. Ich finde das Thema spannend und kann dadurch gleich immer mal wieder auftauchende Fragen zu meiner Fotoausrüstung beantworten.
Am Anfang dieses Blogs, vor ungefähr vier Jahren, habe ich mir um die Ästhetik eines Brotfotos keine Gedanken gemacht. So war der Blog auch nicht angelegt. Er sollte ein (fast) privates Rezeptearchiv sein. Da kamen Fotos nur zu dokumentarischen Zwecken in Frage. Ein Blick darauf, erfüllt mich heute mit Schrecken (auch weil ich die Rezepte heute so überhaupt nicht mehr oder nur noch stark abgewandelt backen würde). Die Fotos hatten keine gute Ausleuchtung, zeigen Schlagschatten und machen überhaupt keinen Appetit. Einige abschreckende Beispiele habe ich euch mal herausgesucht:
Im Laufe der Monate entwickelte sich mein Blog überraschend gut und immer mehr Anfragen kamen auf mich zu. Mein Anspruch an die Rezepte wuchs und damit auch mein Sinn für ein ästhetisches Foto, erst recht als ich mich immer mehr in die Foodblogger-Szene eingeguckt hatte. Mein Ehrgeiz war geweckt, gute Fotos zu schießen. Ihr könnt euch die Entwicklung im Blog über die Startseite und die Seitennavigation am unteren Ende sehr schön vor Augen führen...
Inzwischen bin ich mit meinen Fotos ganz zufrieden, aber noch nicht glücklich damit. Hier ein paar Erfahrungen, die ich im Laufe der Zeit gemacht habe:
- so wenige technische Hilfsmittel wie möglich verwenden (kostet Geld und nimmt in der Küche unnötig Platz weg)
- natürliches Licht nutzen
- ein Stativ ist extrem hilfreich bei längerer Belichtungszeit (z.B. bei Fotos im Zimmer mit wenig Tageslichteinfall)
(dazu gehört auch ein Fernauslöser, um Verwackler zu vermeiden) - das Licht am besten von der Seite oder von vorn (vom hinteren/oberen Bildende) kommen lassen
- Blende und Verschlusszeit manuell einstellen (damit lässt sich die Tiefenschärfe sehr gut regeln)
- das Motiv gezielt auswählen und arrangieren
- mit einem Blitz oder einer zweiten Tageslichtquelle harte Schatten vermeiden
Ich kann nicht recht erklären, warum, aber ich schieße von meinen Broten überwiegend Hochformatfotos. Ich finde die schöner, vielleicht auch, weil damit mehr Tiefeninformationen verbunden sind (es ist mehr Hintergrund zu sehen).
Meine Fotoausrüstung besteht aus:
- Canon EOS 550D (Digitalspiegelreflexkamera)
- Canon EF-S 18-135mm f/3.5-5.6 IS (Objektiv)
- Canon Speedlite 430EX II (Blitz)
- Fernauslöser (kabelgebunden)
- Stativ
Mit der Kamera bin ich vollauf zufrieden. Ich nutze sie überwiegend in der Küche, ab und zu auch draußen. Eine andere Kamera habe ich nicht im Blick. Auch das Objektiv erfüllt meine Ansprüche sowohl für Nah- als auch für Übersichtsaufnahmen.
Ich blitze nur indirekt, also vom Objekt weg (zur Zimmerdecke oder zur Wand hinter mir). Um eine etwas wärmere Farbgebung zu erreichen, halte ich ab und zu die Hand ca. 20-30 cm entfernt vor den Blitz. Versuche mit Tageslichtlampen, selbstgebauten Reflektoren und anderen Spielereien habe ich mir schnell abgewöhnt. Es ist einfach unpraktisch, während des Backtages die halbe Küche umbauen zu müssen. Am nützlichsten sind wirklich der indirekte Blitz und vor allem die langen Belichtungszeiten.

So sieht es hinter den Kulissen aus...
Ich fotografiere immer mit ISO 100 (Rauschminimierung) und verwende nur manuelle Einstellungen. Auch die Schärfe regele ich manuell. Ich schieße von einem Brot meist um die 50-60 Fotos in verschiedenen Motiven, die anschließend natürlich (zu meinem Leidwesen) auf ein Minimum herunter gelöscht werden müssen. Die Fotos speichert die Kamera sowohl im JPG-, als auch im RAW-Format (maximale Bildinformation). Die RAW-Bilder bearbeite ich sehr dezent mit Lightroom. Im Prinzip spiele ich nur noch etwas an der Belichtung und an der Farbverteilung.
Was mich bislang noch an meinen Fotos stört:
- Selbst innerhalb einer Fotoserie eines Brotes schwankt die Farbverteilung. Es genügt ein kleiner Wetterumschwung oder eine Wolke mehr am Himmel als beim letzten Foto und schon hat das Bild einen etwas bläulicheren oder rötlicheren Ton.
- Ich bin relativ einfallslos was die Fotohintergründe und Arrangements angeht. Es ist auch eine Zeitfrage. Mitten im Backtag habe ich kaum Zeit, noch aufwändige Motive zu kreiieren. Meistens läuft es auf Bäckerleinen als Fotohintergrund hinaus.
- Mit dem Licht muss ich noch zu spielen lernen. Je nach Tageszeit müsste ich meine Brote an einer anderen Stelle der Küche aufbauen...
Viel mehr fällt mir auf Anhieb nicht zum Thema Food-o-grafie ein. Falls ihr noch Fragen habt, lasst es mich in den Kommentaren wissen. Zum Abschluss noch ein Foto, das ich besonders gelungen finde. Das Rezept dazu kommt in ein paar Wochen in den Blog.

Leserwunsch: Frankreichs bestes Baguette 1995 und 2006
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