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Experiment: Honig-Salz-Brot

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Experiment: Honig-Salz-Brot

Experiment: Honig-Salz-Brot

Honig-Salz-Brot stammt aus der anthroposophischen Richtung rund um Rudolf Steiner. Das in Biobäckereien häufig verwendete Backferment ist eine Weiterentwicklung dessen. Letztlich geht es beim Honig-Salz-Brot um spontane Gärung. Ziel ist, über den Honig Hefen in den Teig zu bringen, die ihn nach oben treiben. Wer auf Spontangärung setzt, also keinen Ferment- oder Sauerteigstarter nutzt, geht ein großes Risiko ein, sich Fehlgärungen an Land zu ziehen.

Ich wollte es dennoch probieren und habe spontan Dinkelvollkornmehl mit Wasser, Salz und Honig versetzt und bei ca. 26-28°C reifen lassen. In den ersten 8 Stunden tat sich fast nichts, nach 20 Stunden aber hatte sich der Teig fast verdreifacht.

Das Brot habe ich im Backrahmen gebacken. Geschmeckt hat es sehr gut, mit leichter Säure. Die Krume war nach wenigen Tagen recht trocken. Da es ein Spontanversuch war, habe ich kein Mehlkochstück eingesetzt, wie ich es sonst bei Dinkelbroten machen würde. Dennoch: Das Experiment ist gelungen. Keine Fehlgärung, kein unangenehmer Geruch. Glück gehabt.

Hauptteig

  • 500 g Dinkelvollkornmehl
  • 350 g Wasser
  • 25 g Blütenhonig
  • 12 g Salz

Alle Zutaten 15 Minuten auf niedrigster Stufe verkneten. Der Teig löst sich vollständig von der Schüssel.

20 Stunden bei 26-28°C reifen lassen. Das Teigvolumen sollte sich mindestens verdoppeln.

Rundwirken und im Backrahmen weitere 2 Stunden bei ca. 27°C reifen lassen (Volumenverdopplung).

80 Minuten bei 250°C fallend auf 210°C mit Dampf backen.

Zubereitungszeit am Backtag: ca. 3,5 Stunden

Zubereitungszeit gesamt: ca. 24 Stunden

Material- und Energiekosten: 3,50 €

Der Teig nach der 20-stündigen Stockgare.

Der Teig nach der 20-stündigen Stockgare.

spontane Lockerung

spontane Lockerung


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Rezension: “Auf die Hand” von Stevan Paul

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"Auf die Hand" von Stevan Paul

“Auf die Hand” von Stevan Paul

Vielfach rezensiert, vielfach gelobt und vielfach geliebt: Das neue Buch von Foodblogger, Autor und Genießer Stevan Paul. Es greift einen Trend auf, der sich in den letzten Jahren vor allem in den Großstädten breit gemacht hat: Streetfood. Nein, nicht Fastfood, sondern das Gourmetessen zum Mitnehmen.

Gute Zutaten, kurze Zubereitung, geschickte Kombination von Aromen. Paul ist durch Deutschland und die Welt gereist, hat gesucht, gekostet und gefragt. Herausgekommen ist ein dicker, einladender Band mit Rezepten von und über die Könige des Streetfoods.

Ob Hamburger, Hotdog, Tortilla, Fish & Chips, Gyros, Sandwiches, Currywurst oder Pommes frites – Paul hat alles zusammengetragen, mit Tipps und Tricks, die aus schnödem Fastfood einen kulinarischen Genuss machen. Und da Rezepte nur die halbe Miete sind, überzeugt des Autors zweite Leidenschaft genauso: Porträts von den Menschen hinter dem Genuss. Feinfühlig, auf das Wesentliche beschränkt und spannend zu lesen sind sie, die Geschichten und Wege von Menschen, die sich leidenschaftlich für gutes Essen einsetzen.

Fazit: Pauls Werk ist nicht nur ein Reiseführer, ein Rezeptbuch und ein dank Daniela Hauk gelungener Fotoband, sondern ein Gesamtkunstwerk.

Ein kleines Manko, das ich mir zu nennen nicht nehmen lasse: Die wenigen Brotrezepte im Buch sind ausbaufähig und passen nicht ganz zum ansonsten so auf guten Geschmack getrimmten Erscheinungsbild des Buches. Mehr Zeit und weniger Hefe hätten geholfen.

Kleine Anekdote am Rande: Ich war zur Buchpremiere in Frankfurt dabei und habe am Premierenabend den Koch der Margarete durch die Tresen-Luke mit dem Hotdog-Teig aus Pauls Buch kämpfen sehen. Grauen und Schmerz machten sich in mir breit. Teigmisshandlung über 60 Minuten. Wie gern wäre ich doch in die Küche gestürmt und hätte den Teig gerettet. Für sein erstes Mal (so vermute ich), sind dann am Ende aber doch gut geformte Hotdog-Brötchen entstanden. Der kämpfende Koch hat sich mir allerdings unauslöschlich ins Gedächtnis eingebrannt.

Auf die Hand
272 Seiten, 2014
Verlag: Brandstätter Verlag
ISBN: 978-3850338127
Größe: 20,4 x 4 x 24,4 cm
Preis: 34,90 €

Mein Dank gilt dem Brandstätter Verlag, der mir das Buch freundlicherweise zur Besprechung zur Verfügung gestellt hat.


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Heute in Berlin: Gemeinsam Brotbacken

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Ich bin heute (16.1.2015) ab 18 Uhr auf der Schnippeldisco in Berlin, um mit euch und professionellen Bäckern Gebäcke aus seltenen/alten Getreidesorten zu backen.

Kommt einfach vorbei, schnippelt Gemüse und backt mit uns im Holzofen. Ich freue mich auf euch!

Mehr Infos hier.


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Dinkellaugenbrezel

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Dinkellaugenbrezel

Dinkellaugenbrezel

Während ich den Brötchen- und Kleingebäckkurs konzipiert hatte, erreichte mich eine Bitte, die ich unmöglich abschlagen konnte: Laugenbrezeln nur aus Dinkelmehl.

Viel gibt es nicht zu sagen, außer: Probiert es. Sie schmecken herrlich und sind sehr einfach herzustellen.

Mehlkochstück

  • 13 g Dinkelmehl 630
  • 65 g Wasser
  • 9 g Salz

Hauptteig

  • Mehlkochstück (3-5°C)
  • 425 g Dinkelmehl 630
  • 160 Wasser (3–5°C)
  • 4,5 Frischhefe
  • 13 g Butter
  • 9 g Schweineschmalz
  • 2 g Malzmehl (aktiv)
  • Brezelsalz

Wasser, Salz und Mehl unter Rühren zu einem Brei aufkochen. Mindestens 3-4 Stunden auf 3-5°C herunterkühlen.

Alle Zutaten 8 Minuten auf niedrigster Stufe und 1 Minute auf zweiter Stufe zu einem festen, straffen Teig kneten (Teigtemperatur 22–24°C).

30 Minuten abgedeckt bei 20°C ruhen lassen.

Sechs 110 g-Teiglinge abstechen, rundschleifen und länglich vorformen.

10 Minuten abgedeckt entspannen lassen, anschließend zu ca. 40 cm langen, spitz zulaufenden Strängen ausrollen.

Brezeln schlingen und mit Schluss nach unten auf Bäckerleinen legen und mit Leinen und einer Folie darüber abdecken.

12 Stunden bei 5–6°C reifen lassen. Die Teiglinge müssen eine ledrige Haut bekommen.

Die Teiglinge in 4%iger Natronlauge 3-4 Sekunden lang laugen, auf ein Blech mit Backpapier setzen und den Bauch flach einschneiden.

Bei 250°C fallend auf 230°C 15 Minuten ohne Dampf backen.

Zubereitungszeit am Backtag: ca. 30 Minuten

Zubereitungszeit gesamt: ca. 13 Stunden

Material- und Energiekosten: 2,50 €

Locker und saftig und dazu noch frisch und einfach am Morgen zu backen: Dinkellaugenbrezel

Locker und saftig und dazu noch frisch und einfach am Morgen zu backen: Dinkellaugenbrezel


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Rezension: “Leitfaden für Hobbybäcker” von Waltraud Becker und Ute Olk

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"Leitfaden für Hobbybäcker" von Waltraud Becker und Ute Olk

“Leitfaden für Hobbybäcker” von Waltraud Becker und Ute Olk

Wenn das Cover mit “Sauerteig ist unsere Stärke” und “Zwei Expertinnen packen aus” um Leser buhlt, schlagen bei mir die Alarmglocken. Selbstüberschätzung kann gefährlich sein, wenn drinnen etwas anderes steht, als draußen vollmundig versprochen wird.

Das Buch ist dünn und tendenziös, arbeiten doch beide Autorinnen als “Gesundheitsberaterinnen GGB” nach der Philosophie von Bruker. Insofern erfährt der Leser tatsächlich Interessantes über Vollkorn aus Sicht der Vollwerternährung, über Mehlbehandlungsmethoden und Zusatzstoffe, mit deren Ablehnung beide Autorinnen den Leser für Vollkorn und lange Teigführung begeistern wollen.

Das Buch ist im Frage-Antwort-Stil gehalten. Die Formulierungen sind teils holprig und auf umgangssprachlichen Niveau. Das Lesen ist anstrengend, auch weil auflockernde Elemente wie Abbildungen oder Tabellen weitgehend fehlen.

Die Informationen, die vermittelt werden, sind keineswegs “Tipps, die Sie bisher noch in keinem Backbuch gelesen haben”, wie der Einband behauptet. Es ist vielmehr eine Mischung aus fachlich korrekten und fachlich falschen Angaben, die das Buch nur für jene Leser empfehlenswert macht, die zwischen beidem trennen können. Dann ergibt sich in Details durchaus noch die ein oder andere Wissenslücke, die geschlossen werden kann.

Die Rezepturen für Brot und Brötchen sind akzeptabel, wenn auch sehr unübersichtlich und oberflächlich beschrieben, außerdem handwerklich nicht gut umgesetzt.

Fazit: Über allem schwebt der Eindruck, dass hier mehr als nur Sauerteigwissen vermittelt werden soll – Bruker schwebt mit. Hier wird nicht sachlich und unabhängig Wissen vermittelt. Hier werden Mythen, Glauben und ein Hauch Esoterik mit tatsächlichen Fakten vermischt. Eine gefährliche und für mich unangebrachte Art, Grundlagen zu vermitteln.

Leitfaden für Hobbybäcker
76 Seiten, 2014
Verlag: emu-Verlags- und Vertriebsgesellschaft Ernährung-Medizin-Umwelt
ISBN: 978-3891892145
Größe: 17,2 x 1 x 24,1 cm
Preis: 14,80 €

Mein Dank gilt dem emu-Verlag, der mir das Buch freundlicherweise zur Besprechung zur Verfügung gestellt hat.


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Weizensauerteig-Ciabatta

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Weizensauerteig-Ciabatta

Weizensauerteig-Ciabatta

Eigentlich für einen Privatbackkurs entwickelt, möchte ich euch dieses Rezept nicht vorenthalten.
Der weiche Teig (TA 184!) lädt das Gärgas geradezu ein, große Blasen zu bilden. Ich arbeite mit einem festen Weizensauerteig, um das Teiggerüst nicht zu sehr zu schwächen. Außerdem darf der Teig 36 Stunden lang im Kühlschrank Geschmack entwickeln.

Das A und O bei diesem Rezept ist ein aktiver Weizensauerteig. Am besten sollte das Anstellgut vorher 2-3 Mal warm aufgefrischt werden.

Das Ergebnis ist ein Ciabatta voller vielschichtiger Aromen, mit glasigen Porenwänden und saftiger Krume. Noch einen obendrauf setzen? Dann verwendet das Bio-Ciabatta-Mehl Tipo 00 von Bon’gu.

Sauerteig

  • 50 g Weizenmehl 550
  • 25 g Wasser (50°C)
  • 10 g Anstellgut

Autolyseteig (Quellstück)

  • Sauerteig
  • 50 g Weizenvollkornmehl
  • 400 g Weizenmehl 550
  • 225 g Wasser (50°C)

Hauptteig

  • Autolyseteig
  • 1 g Frischhefe
  • 150 g Wasser (50°C)
  • 11 g Salz
  • 20 g Olivenöl

Die Sauerteigzutaten vermengen. Ca. 8 Stunden bei 28°C reifen lassen.

Für den Autolyseteig Sauerteig, Wasser und Mehl 5 Minuten auf niedrigster Stufe zu einem festen Teig verkneten. 60 Minuten bei ca. 28°C ruhen lassen.

Alle Zutaten für den Hauptteig 5 Minuten auf niedrigster Stufe und 3 Minuten auf zweiter Stufe zu einem weichen Teig vermengen. Dabei das Wasser portionsweise einarbeiten. Das Salz zugeben und 1 Minute auf zweiter Stufe einkneten. Zum Schluss das Öl tropfenweise zugeben und 3 Minuten auf zweiter Stufe kneten. Teigtemperatur: ca. 28°C.

2 Stunden Gare bei ca. 28°C. Alle 30 Minuten intensiv dehnen und falten. Der Teig ist am Ende straff und feucht und von Blasen durchzogen.

In einer geölten Teigwanne oder Schüssel abgedeckt über 36 Stunden bei 5°C reifen lassen.

Am Backtag den Teig aus der Wanne auf die bemehlte Arbeitsplatte fallen lassen und halbieren.

Die Teiglinge 2 Stunden bei 24°C im Bäckerleinen zur Stückgare stellen.

Bei 280°C fallend auf 230°C 20-25 Minuten backen.

Zubereitungszeit am Backtag: ca. 3 Stunden

Zubereitungszeit gesamt: ca. 50 Stunden

Material- und Energiekosten: 1,80 €

Grobe Porung und einzigartiges Aromenspektrum: Weizensauerteig-Ciabatta

Grobe Porung und einzigartiges Aromenspektrum: Weizensauerteig-Ciabatta


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Rezension: “Glutenfreies Brot” von Jessica Frej und Maria Blohm

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"Glutenfreies Brot" von Jessica Frej und Maria Blohm

“Glutenfreies Brot” von Jessica Frej und Maria Blohm

Glutenfreies Brot ist ein Thema, mit dem ich über Anfragen in letzter Zeit ständig konfrontiert werde, zu dem ich mich aber fachlich noch zurückhalte, weil ich mich einfach noch nicht wissend genug fühle, um fachkundig tiefgehend Fragen zu beantworten. Trotzdem oder gerade deshalb halte ich meine Augen nach Büchern offen, die sich des Themas annehmen. So auch das aus dem Schwedischen übersetzte Buch von Frej und Blohm.

Beide Autorinnen haben sich offenkundig Gedanken um das gemacht, was sie backen und wie sie es backen. Zwar widmen sich als Einführung nur zwei Doppelseiten dem glutenfreien Teig und den wichtigsten glutenfreien Zutaten, aber diese Zeilen zeigen, dass hier ein Grundverständnis über die Zusammenhänge vorhanden ist. Eine Voraussetzung für die Rezepturen.

Und so ist es den Autorinnen zu Gute zu halten, dass sie – nicht wie in den meisten Glutenfreibüchern – mit fertigen Mehlmischungen arbeiten, sondern mit den Grundrohstoffen, darunter Buchweizenmehl, Maisstärke, Reismehl, Flohsamenschalen und anderem mehr.

Die Rezepte werden teils mit Wildhefen, teils mit doch recht hohen Frischhefemengen umgesetzt, die sicher nicht immer nötig wären. Den Backwaren auf den teils unscharf wirkenden Fotografien ist ihre Glutenfreiheit zwar anzusehen, aber dennoch scheint eine adäquate Lockerung erreicht. Von dunklem Brot bis hin zu Kleingebäck, Süßem und Knäckebrot ist alles dabei, unterbrochen von Pasten, Marmeladen oder Cremes.

Fazit: Ohne dass ich mit meinem momentanen Wissen über glutenfreie Teige die Gebäckqualität auf dem Papier einschätzen kann, machen die Rezepturen für mich Sinn und laden zum Nachbacken ein. Das bislang erste Buch über glutenfreie Backwaren, das eine fundierte Basis hat. Ein größerer Grundlagenteil wäre wünschenswert gewesen. Ich backe sicher das ein oder andere Rezept nach.

Glutenfreies Brot
144 Seiten, 2014
Verlag: Thorbecke
ISBN: 978-3799505734
Größe: 20,5 x 2 x 25,6 cm
Preis: 17,99 €

Mein Dank gilt dem Thorbecke Verlag, der mir das Buch freundlicherweise zur Besprechung zur Verfügung gestellt hat.


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Zwei Tage mit Josep Pascual

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Ende letzten Jahres hatte ich die Gelegenheit, einem Kurs beim spanischen Bäcker Josep Pascual beizuwohnen. Er wird einigen meiner Leser von Facebook bekannt sein, wo er mit Brotkunstwerken auf sich aufmerksam macht.

Seine “Método Pascual” ist letztlich kein Hexenwerk, sondern eine geschickte Kombination aus Formvarianten und Schablonen. Was die Teigführung und den Brotgeschmack angeht, bleibt viel Luft nach oben. Ästhetik kann er aber besser als jeder andere.

Hier nun ein paar Eindrücke:

Josep als Brotkünstler

Josep als Brotkünstler

Luftbild

Luftbild

Weicher Teig wird durch Dehnen und Falten gebändigt

Weicher Teig wird durch Dehnen und Falten gebändigt

Brotringe mit zweierlei Aufstreu

Brotringe mit zweierlei Aufstreu

Schmetterlingsbrote...

Schmetterlingsbrote…

Fertig...

Fertig…

Eine Art Ciabatta, allerdings mit kleberstarkem spanischen Mehl

Eine Art Ciabatta, allerdings mit kleberstarkem spanischen Mehl

Brot mit Saaten in der Krume

Brot mit Saaten in der Krume

Kunstwerke

Kunstwerke

Brötchen mit Krone

Brötchen mit Krone

Wie gemalt...

Wie gemalt…

Lutz unter Meistern: Bäcker Kapp, Josep Pascual, ich, Bäcker Kütscher

Lutz unter Meistern: Bäcker Kapp, Josep Pascual, ich, Bäcker Kütscher

 


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Lichtkornroggenbrot

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Lichtkornroggenbrot

Lichtkornroggenbrot

Schon lange liegt der 25 kg-Sack mit Lichtkornroggen-Körnern in meiner Backstube. Als mein neuer Mixer zu mir fand, war neben dem Altbrotschroten eine seiner ersten Aufgaben, feines Lichtkornroggenschrot herzustellen. Das Schrot sieht nicht aus wie auf Walzenstühlen oder auf Stein gemahlenes Schrot. Es ist eher körnig, aber dennoch zum Backen geeignet.

Ich habe das Schrot zu 45% versäuert und auf eine Teigausbeute von 200 gesetzt. Das heißt: Schrot und Wasser sind im Brot zu gleichen Teilen vertreten. Ziel und Ergebnis ist ein äußerst saftiges Schrot- bzw. Vollkornbrot mit extrem langer Frischhaltung und einfacher Zubereitung. Dank des Lichtkornroggens sieht man ihm sein volles Korn nicht an. Die Krume ist hell wie bei einem Mischbrot und schmeckt genauso mild.

Sauerteig

  • 405 g Lichtkornroggenvollkornmehl
  • 405 g Wasser (55°C)
  • 90 g Anstellgut
  • 9 g Salz

Hauptteig

  • Sauerteig
  • 450 g Lichtkornroggenvollkornmehl
  • 450 g Wasser (50°C)
  • 11 g Salz

Die Sauerteigzutaten bindig vermischen und 12-20 Stunden bei 20°C reifen lassen (Teigtemperatur ca. 35°C).

Alle Zutaten 15 Minuten auf niedrigster Stufe mischen (Teigtemperatur ca. 29°C).

Den breiigen Teig in eine gefettete oder mit Backpapier ausgelegte Kastenform füllen, mit Wasser glatt streichen.

2 Stunden Gare bei ca. 24°C.

Bei 250°C fallend auf 200°C 40 Minuten backen. Das Brot aus der Form nehmen und weitere 20 Minuten backen (Kerntemperatur: 98°C).

Zubereitungszeit am Backtag: ca. 3,5 Stunden

Zubereitungszeit gesamt: ca. 16-24 Stunden

Material- und Energiekosten: 2,80 €

Dank eines richtig weichen Teiges entsteht ein saftiges und lang frischhaltendes Brot: Lichtkornroggenbrot

Dank eines richtig weichen Teiges entsteht ein saftiges und lang frischhaltendes Brot: Lichtkornroggenbrot


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Rezension: “Palmen in Castrop-Rauxel” von Dennis Betzholz und Felix Plötz

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"Palmen in Castrop-Rauxel" von Dennis Betzholz und Felix Plötz

“Palmen in Castrop-Rauxel” von Dennis Betzholz und Felix Plötz

Ein Buch ohne Brot im Plötzblog? Ja, das ist Premiere und hat einen Anknüpfungspunkt: Einer der Autoren heißt “Plötz”.

Felix Plötz googelte seinen Namen und stieß auf den Plötzblog – und auf meine Geschichte, die auch Teil seines Buches hätte sein können. Ein Buch, das 12 Menschen und ihren Weg in die Selbstständigkeit porträtiert.

Jeder von uns hat eine Idee, was er mit seinem Leben anfangen möchte. Und viele von uns haben ein Hobby, eine Leidenschaft, der sie viel lieber nachgehen würden, als 8 Stunden am Tag ihr Geld mit anderen Dingen zu verdienen. Genau wie Dennis und Felix, die ihre Idee, ein Buch zu schreiben, lange aufschoben. Irgendwann nagte dieser Zustand so an ihnen, dass sie den Entschluss fassten: Jetzt oder nie.

Auch wenn alle 12 Geschichten ganz verschieden sind, haben sie doch alle den gleichen Ausgangspunkt: Eine Idee frisst sich im Kopf fest und wartet nur auf eine Gelegenheit, umgesetzt zu werden. Egal ob man Palmen im Ruhrgebiet verkauft, mit Behinderten über die Route 66 fährt, Pralinen kreiert, Dildos herstellt oder die Verkehrswelt revolutioniert – eines braucht es immer: Den Mut, das sichere Leben zu verlassen und ein Risiko einzugehen.

Die beiden Autoren schreiben mit Eifer, manchmal mit zuviel Eifer, über ihre Protagonisten, ihren Lebensweg, ihre Motivation, über Erfolg und Scheitern. Es entstehen 12 Möglichkeiten, sein Leben in die eigenen Hände zu nehmen, seine eigenen Ideen zu verwirklichen. Echte Menschen und echte Lebensgeschichten.

Und gleichzeitig ist ihr Buch eine Geschichte über sie selbst, Geschichte Nr. 13. Jedes einzelne Porträt wird mit den Eindrücken und Reiseerlebnissen beider Autoren ergänzt, die sie während der Interviews erfahren haben. Das Buch “Palmen in Castrop-Rauxel” ist ein Crowdfunding-Projekt und im Selbstverlag erschienen.

Und weshalb steht all das nun hier im Blog? Weil der Zufall Felix Plötz zu einem Zeitpunkt auf meinen Blog getrieben hat, an dem ich mich gerade für die Selbstständigkeit entschieden hatte. Ich habe den Sprung ins kalte Wasser gewagt, meine Stelle als leitender Geologe in einem Bergbauunternehmen aufgegeben und das Risiko des Scheiterns in Kauf genommen, weil sich eine Idee in mir über Monate und Jahre festgefressen hatte. Ich spürte, dass der Moment gekommen war, meine Brotleidenschaft zu professionalisieren, von ihr zu leben. Hätte ich es nicht getan, wäre ich Zeit meines Lebens unglücklich gewesen.

Dennis’ und Felix’ Buch hat mir geholfen, meinen Weg einzuordnen, mir klarzumachen, dass Geld und ein sicherer Angestelltenstuhl nicht alles im Leben sind, dass es sich lohnen kann, seine Ideen auszuleben und andere dafür zu begeistern.

Ich empfehle ihr Buch ganz ausdrücklich. Eine spannende, inspirierende Lektüre für jeden von uns.

Palmen in Castrop-Rauxel
228 Seiten, 2014
Verlag: Plötz & Betzholz
ISBN: 978-3000457432
Größe: 14,6 x 1,7 x 21,1 cm
Preis: 14,90 €

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Zu Gast im Backwerk Hannover

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Ein eher spontaner Besuch bei Christian Lecht, Bäckermeister und Chef der Demeter-Bäckerei Backwerk Hannover. Ich habe nicht allein, sondern gemeinsam mit Zayaan Khan aus Südafrika eine Nacht lang mitgebacken.

Zayaan kam auf Einladung von “Brot für die Welt” nach Deutschland, um tags zuvor über die Situation der südafrikanischen Bevölkerung in Sachen Landwirtschaft und Brot zu informieren. Kurz gesagt: In der Landwirtschaft wie auch im Bäckereiwesen teilen sich 4-5 zumeist internationale Großunternehmen den Markt auf und diktieren die Preise. An Genmais und damit Genbrot kommen die Südafrikaner fast nicht vorbei, der Wille dagegen ist aber auch (noch) nicht sonderlich ausgeprägt. Die junge Generation erwacht allmählich und macht sich Gedanken über die Zukunftsfähigkeit der heutigen Ernährungs-Unsouveränität ihres Landes.

Hier ein paar Eindrücke unserer Backnacht:

Zayaan auf dem Podium

Zayaan auf dem Podium

Zayaan in der Backstube beim Abstreichen der Gersterbrote mit Mehlstreiche

Zayaan in der Backstube beim Abstreichen der Gersterbrote mit Mehlstreiche

Die Gersterbrote werden geflämmt.

Die Gersterbrote werden geflämmt.

Angeschobene Gersterbrote werden gegen Ende der Backzeit auseinandergebrochen und kurz auf der Seite gebacken.

Angeschobene Gersterbrote werden gegen Ende der Backzeit auseinandergebrochen und kurz auf der Seite gebacken.

Gersterbrote als typisch Hannoversche Spezialität.

Gersterbrote als typisch Hannoversche Spezialität.

Rundwirken

Rundwirken

Abwiegen

Abwiegen

Formen

Formen

Einschneiden

Einschneiden

Sie wollten Hörnchen werden.

Sie wollten Hörnchen werden.

Schrotbrote vor dem Einschießen.

Schrotbrote vor dem Einschießen.

Gerster- und Mischbrote vor dem Backen.

Gerster- und Mischbrote vor dem Backen.

Saatenbrote beim Einschießen.

Saatenbrote beim Einschießen.

Und fertig.

Und fertig.

Zayaan holt die Baguettes aus dem Ofen (übrigens Baguettes, die ihren Namen zu Recht tragen).

Zayaan holt die Baguettes aus dem Ofen (übrigens Baguettes, die ihren Namen zu Recht tragen).

Bâtards in schönster Form.

Bâtards in schönster Form.

Und die Bäcker der Nacht: Christian, Lutz und Zayaan.

Und die Bäcker der Nacht: Christian, Lutz und Zayaan.


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Backen Hobbybäcker das bessere Brot?

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Heute ist ein Tag, an dem ich Blut und Wasser schwitze, auch wenn ich mir meiner Sache recht sicher bin. Ich bin Referent auf dem Brotforum 2015 der Bundesakademie des Deutschen Bäckerhandwerks. Inmitten von Teilnehmern aus der Backmittelindustrie, aus Großbäckereien, Meisterschulen und kleineren Bäckereien werde ich mich etwa 45 Minuten zu einem provokanten Thema äußern:

“Backen Hobbybäcker das bessere Brot? Der Selbstback-Boom als Chance für Bäckereien”

Ich habe mir vielen Gedanken darüber gemacht, sicher nicht abschließend, aber doch ausreichend, um eine gute Diskussionsgrundlage zu bieten. Damit mein Vortrag nicht im Weinheimer Saal versickert, habe ich mich entschlossen, das Manuskript ungekürzt in den Blog zu stellen.

Ich freue mich über eure Diskussionsbeiträge, Ergänzungen und auch über das Teilen des Beitrages, wenn er euch zusagt.

######

Backen Hobbybäcker das bessere Brot?
Der Selbstback-Boom als Chance für Bäckereien

Glück auf liebe Bäckerinnen und Bäcker,
Glück auf sehr geehrte Damen und Herren,

ich beginne meine Worte an Sie mit dem traditionellen Willkommens- und Abschiedsgruß des Erzgebirges, der Bergleute und der Geologen. Zu den Geologen zähle auch ich. Und damit wird klar, wer hier vor Ihnen steht: Einer, der das Bäckerhandwerk nicht auf dem klassischen Bildungsweg gelernt hat. Einer, dem das Bäckerhandwerk bis vor sieben Jahren im Prinzip egal war.
Wäre dies heute noch immer so, stünde ich nicht hier vor Ihnen. Mir ist das Bäckerhandwerk, der Beruf Bäcker, ans Herz und auch an den Verstand gewachsen, es treibt mich um, bereitet mir manchmal sogar schlaflose, zumindest aber unruhige Nächte, Kopfschmerzen und auch Freudentränen.

Wie kann das sein, backe ich doch seit eben diesen sieben Jahren all mein Brot selbst? Was kümmert mich der Bäcker von nebenan, wenn ich doch Selbstversorger in Sachen Backwaren bin? Und warum schafft es dieser Bäcker nicht, mich in seinen Laden zu locken und dort mein Brot zu kaufen? Warum überhaupt backen immer mehr Deutsche ihr eigenes Brot und meiden Bäckereien jeder Größe und Ausrichtung? Warum geistern derart viele kritische Beiträge zum Thema Brot durch die Medien? Und wie können Sie als Bäcker diesem medialen und tatsächlichen Selbstback-Boom entgegensteuern? Müssen Sie das überhaupt oder lässt sich der Trend für die eigene Bäckerei nutzen?

Um auf diese Fragen Antworten zu finden, möchte ich Sie einige Minuten an meinem eigenen Weg vom Geologen zum Brotbackenden teilhaben lassen.
Mein Weg hin zum Geologen begann schon in Kindertagen. Bis in das erste Schuljahr hinein lebte ich in einem kleinen erzgebirgischen Stadtteil, kaum größer als das Gelände dieser Akademie, inmitten von Wald, Fels und mittelalterlichen Erzbergwerken. Ein Spiel- und Erlebnisparadies für Kinder und heute fast undenkbar. In diesem Stadtteil war ich aber nicht nur von Natur umgeben, sondern von jungen Menschen, die sich eben dort zum Geologiefacharbeiter haben ausbilden lassen. Ich wurde, wenn man so will, in einer geologischen Akademie groß.
Heute ist dort, außer einer Straße, nichts mehr zu sehen. Mit dem Mauerfall kamen die Abrissbirnen. Doch das ist nicht entscheidend. Entscheidend ist die Prägung, die Erfahrung, mit wissbegierigen jungen Menschen zusammenzuleben, jederzeit eigene Erkenntnisse in Wald und Flur sammeln zu dürfen und seiner Neugier freien Lauf zu lassen.

Diese Zeit hat mich unterbewusst sicher stärker gezeichnet, als ich mir heute zugestehen kann, und war ebenso sicher ein wichtiger Auslöser, mich für ein Studium der Geologie an der Technischen Universität Bergakademie Freiberg zu entscheiden. Fünf Jahre wollte ich lernen, wie all das, was ich als Kind im Wald oder im Bergwerk beobachtet hatte, entstanden ist, welche Prozesse dazu geführt haben, dass unsere Landschaften heute so aussehen, wie sie aussehen. Und natürlich wollte ich auch wissen, was unter dieser zarten und verletzlichen Haut aus Pflanzen, Tieren und Erde steckt, auf und von der wir alle leben.

Ich war voller Enthusiasmus, mir meine Fragen zu erklären und dieses atemberaubende Wissen über die Dinge, die meist unsichtbar unter unseren Füßen liegen, auch an andere weiterzugeben. Anders formuliert: Ich hatte Blut geleckt!

Fast rund um die Uhr, von 4-5 Stunden Schlaf einmal abgesehen, war ich mit Geowissenschaften beschäftigt. Sei es als Gründer einer montangeologischen Arbeitsgemeinschaft, als Vorsitzender und Gründer eines bundesweiten Vereins, der sich um geowissenschaftliche Wissensvermittlung im Alltag kümmerte, oder als Mentor für andere Studenten. Keine Zeit für Gedanken an Brot und andere Lebensmittel. Der Supermarkt wird’s richten.

Irgendwann war es Zeit für die Diplomarbeit, ein Mammutprojekt über die Entstehung nordkalifornischer Goldlagerstätten. 500 Seiten Papier. 500 Seiten, die mich zum Brotbacken getrieben haben. Vier Wochen Nordkalifornien, vier Wochen im kalten Goldbergwerk, vier Wochen auch aus damaliger Sicht grauenhaftes Brot reichen nicht aus, um auf die Idee zu kommen, einen Teig anzusetzen. Dazu braucht es ein Jahr Arbeit am Computer und zwar nur am Computer.

Der Kopf qualmt, die Sehnsucht nach praktischer Arbeit wird von Tag zu Tag größer. Kommt in diesem verfallenen moralischen Zustand die Idee, einen schlichten Hefeteig zu kneten, daraus Brötchen zu formen und zu backen, ist das Glücksgefühl vermutlich dem eines Bergsteigers vergleichbar, der gerade den Mount Everest bezwungen hat.
Brotbacken als mentaler Ausgleich, als Meditation vom Digitalen.

Der Bäcker um die Ecke hat damals sicher das eindeutig bessere Brötchen gebacken als ich mit 8% Hefe und geschätzt 30 Minuten Teigruhe bis zum Backen.
Ich blieb am Brot. Es wurde gebacken, um den Kopf von Zahlen, Analysen und geologischen Modellen zu leeren, nicht des Geschmacks oder des schlechten Bäckers wegen. Mit jedem Fehler im Gebäck — und glauben Sie mir, es waren Brote und Brötchen die wie ein einziger großer Fehler aussahen und schmeckten — stieg der Ehrgeiz, zu lernen, was da schief gelaufen war. Ich hatte wieder Blut geleckt! Und ich hatte auf einmal zwei Professionen. Das Backen folgte der Geologie, der ich 6 Jahre lang als leitender Geologe in der Bergbaubranche verpflichtet war.
Um meine gebackenen Rezepte, meist aus dem Internet, und auch die Fehler zu archivieren und von überall her greifbar zu haben, begann ich, einen Blog, eine Art Rezepttagebuch im Internet zu schreiben, nur für mich und ein paar Freunde.

Je tiefer ich mich in die Thematik einlas und einarbeitete, umso mehr Rückmeldungen bekam ich von anderen Menschen, die ihr Brot selbst backen. Auf einmal entdeckte ich Internetforen voller Menschen, die auf der Suche nach gutem Brot zum Selberbacken gekommen sind und sich austauschten.
Was ich nicht fand, war ein tief in die Grundlagen eintauchendes Buch in deutscher Sprache. So nahm ich mir englischsprachige Bücher zur Hand, die mich Herstellungsweisen lehrten, die ich in Hobbybäcker- und auch in für mich damals noch unverständlichen Fachbüchern nicht fand. Lange Teigführung, teils über Tage, Hefeeinsatz von Null bis maximal zwei Prozent, die Arbeit mit Weizensauerteigen und vieles mehr.

Kurz nach Beginn meiner ersten Backversuche spielte ich bereits mit den Zutaten, um eigene Rezepte zu entwerfen, damals eher ein Produkt des Zufalls als gezielte wissensbasierte Entwicklungsarbeit. Mit jedem Fehler kam neues Wissen hinzu und mindestens genauso viele neue Fragen.
Dieser Enthusiasmus hat bis heute angehalten. Ich habe einen von selbst initiierten Lernprozess durchlaufen, habe wie in der Geologie gemerkt, wie einfach das Lernen sein kann, wenn es selbst gewollt ist, wenn ein innerer Antrieb da ist, Dingen auf den Grund zu gehen.

Diese Leidenschaft für etwas eigentlich so einfaches wie ein Lebensmittel aus Mehl, Wasser und Salz, hat mich nicht nur dazu gebracht, das von mir nie gefundene deutschsprachige Grundlagenbuch zum heimischen Brotbacken zu schreiben (und inzwischen auch ein zweites Buch). Das Brotbacken hat mich gelehrt, mich intensiv mit dem auseinanderzusetzen, was wir jeden Tag essen, wie es hergestellt wird und welche Auswirkungen das in die eine oder andere Richtung hat.

Inzwischen gebe ich in Deutschland, Österreich und Schweiz Brotbackkurse, berate kleine und mittelständische Bäckereien, entwickele Rezepturen für Bäcker, Gastronomen und Medien.
Dass die Seiten meines Blogs, also Rezepte, Tipps, Reportagen aus Bäckereien und anderes mehr, monatlich über eine Million Mal aufgerufen werden, veranschaulicht vermutlich am besten, welchen Stellenwert das Brotbacken zu Hause eingenommen hat.

Falls Sie das noch nicht überzeugt, hier weitere Zahlen:
Monatlich besuchen etwa 70.000 Leser meinen Blog. Über 4.000 Facebook-Fans und über 700 Newsletter-Abonnenten. Es gibt auch etliche weitere gut gemachte Brotblogs und Internetforen, die wiederum tausende Leser haben.
Mein Brotbackbuch ist in nur anderthalb Jahren mehr als 30.000 Mal verkauft worden.
Meine Brotbackkurse sind regelmäßig ausgebucht. Hier sind ganz „normale“ Menschen bereit, 150, 280 oder gar fast 1.000 Euro auszugeben, nur um zu lernen, wie ein gutes Brot gebacken wird.
Fernsehen, Rundfunk, Zeitschriften oder Internetmagazine berichten über mich als Hobbybäcker, darunter die FAZ, Tagesspiegel, Stern, Feinschmecker, BEEF! und viele andere. In zwei Tagen werde ich drei Stunden lang im öffentlich-rechtlichen Radio zum Thema Brot und zum Phänomen Hobbybäcker interviewt. Und selbst Landtagsabgeordnete einer Partei, die die Bundeskanzlerin stellt, treffen sich mit mir, um sich über die Zukunft des Bäckerhandwerks auszutauschen.

Ich komme mir manchmal vor, als hätten sich all diese Menschen in der Adresse geirrt, wollten vielleicht doch besser mit einem gelernten deutschen Bäckermeister sprechen als mit mir, der nie eine Berufsschule besucht hat, nie Azubi in einer Bäckerei oder gar Bäckermeister geworden ist.
Was läuft da falsch? Läuft überhaupt etwas falsch? Sind Quereinsteiger nicht gerade die, die den nötigen Enthusiasmus mitbringen? Warum backen so viele und stetig mehr Menschen ihr eigenes Brot? Ist das nur ein Trend, der kurz aufflammt und wieder verschwindet? Oder steckt mehr dahinter?

Bevor meine Brotbackkurse beginnen, frage ich meine Teilnehmer, warum sie freiwillig zu solch einem finanziell, körperlich und geistig anstrengenden Unterfangen kommen. Was treibt euch an, selbst Brot zu backen? Nur ein kleiner Bruchteil möchte, so wie ich damals, mit praktischer Arbeit den Kopf frei bekommen. Das betrifft im Übrigen fast ausschließlich Informatiker… Dass es nun das Brotbacken und nicht die Briefmarkensammlung geworden ist, hat eher etwas damit zu tun, dass das Ergebnis nicht im Regal verstaubt, sondern gegessen werden kann. Weit über 90% meiner Teilnehmer backen Brot, weil sie sich in einer grundsätzlichen Notlage befinden. Einige der von den Teilnehmern genannten Gründe:

  • Wir haben keinen Bäcker mehr in unserer Gegend.
  • Es gibt nur noch Aufbacktheken in Discountern und Supermärkten.
  • Es gibt nur noch ein oder zwei Großbäckereien mit ungenießbarem Brot.
  • Ich vertrage das gekaufte Brot nicht mehr (Darmprobleme, Allergien, …).
  • Mein Bäcker bäckt aus der Tüte.
  • Seitdem ich das Backen ausprobiert habe, schmeckt mir das Bäckerbrot nicht mehr.

Es ist vielen Menschen in Deutschland nicht mehr möglich, ein aus ihrer Sicht gutes Brot zu kaufen.
Doch was ist „gut“? Dieses kleine Wörtchen bezieht sich bei Vielen vordergründig auf den Geschmack. Der Geschmack sollte herausstechen, sollte das Gebäck charakteristisch machen wie einen guten Wein oder einen guten Käse. Die Masse der heute verkauften Brötchen schmeckt und riecht im besten Fall nach nichts, neutral. Der Geschmack von Broten kommt, wenn überhaupt, durch zugesetzte Körner und Saaten, durch Malze, Trockenfrüchte oder Nüsse zum Tragen, nicht durch den Teig an sich. Wenn Sie als Brotsuchender also nicht in einer größeren Stadt wohnen, in der die Wahrscheinlichkeit höher ist, noch einzelne Bäcker zu finden, die ihr Handwerk in erster Linie am Geschmack ausrichten, haben Sie es extrem schwer, ein geschmacklich gutes Brot zu finden. Zugegeben: Geschmack ist äußerst subjektiv. Aber zwischen unangenehm-fad, neutral und aromatisch liegen derartig große Welten, dass selbst meine damals einjährige Tochter bei einem kleinen Test schon mit 100%iger Treffsicherheit das aromatischste Brot griff.

Halten wir fest: Der selbst backende Deutsche ist in erster Linie auf der Suche nach Geschmack. Einem Geschmack vielleicht, den er noch aus Kindheitstagen zu kennen glaubt. Er ist nicht auf der Suche nach dem voluminösesten Brötchen, nicht auf der Suche nach dem billigsten Brot.

Das zweite Problem, das den Laien zum Selbstbacken treibt, ist das große Universum der Unverträglichkeiten. Und da spreche ich noch nicht einmal von der trendigen und in wenigen Fällen auch echten Glutenunverträglichkeit oder sogar Glutenallergie. Es geht um den Magen-Darm-Trakt, die Haut, die Atemwege und anderes mehr. Nicht alles lässt sich allein mit Brot erklären, aber vieles. Ein unfassbar großer Teil meiner Kursteilnehmer und Blogleser berichtet, dass ihre Beschwerden mit dem ersten eigenen Brot schlagartig beendet waren. Dass derartige Unverträglichkeiten von Jahr zu Jahr zunehmen, ist unbestritten.

Als überzeugter Naturwissenschaftler habe ich solche Äußerungen lange Zeit skeptisch zur Kenntnis genommen. Immerhin sind alle in Mehlen und Backwaren eingesetzten Hilfs- und Zusatzstoffe wissenschaftlich geprüft und als gesundheitlich unbedenklich zugelassen worden. Nur haben solche Zulassungsstudien ein ganz zentrales Problem: Sie können weder die Langzeitwirkung noch die mögliche Wechselwirkung verschiedener zugesetzter Stoffe und ihrer Abbauprodukte im menschlichen Organismus untersuchen, zumal Backwaren nicht die einzigen Lebensmittel mit derartigen Zusatzstoffen sind.

Erklärtes Ziel der meisten Hobbybäcker ist deshalb: Brotbacken mit naturbelassenen Zutaten, letztlich also nur Mehl, Salz, Wasser und ein Triebmittel – keine technischen Enzyme, keine extrahierten Emulgatoren, keine synthetischen Säuerungsmittel etc. pp. Eine kleinere Gruppe beschränkt sich dabei ganz bewusst auf alte oder seltene Getreidesorten, weil auch in den Hochleistungsgetreiden Potential für Unverträglichkeiten zu schlummern scheint.

Zugegeben: Ich male wieder Schwarz-Weiß. Eine nicht minder große Gruppe von Hobbybäckern bäckt mit all den Zutaten, Hilfs- und Zusatzstoffen, die auch in der heutigen Bäckerei Standard sind. Nicht wenige Hobbybäckerversandhäuser leben davon, Verbraucher mit der Landbrot- oder Pain Rustique-Backmischung, mit modernen Brötchenbackmitteln oder mit Fertigteigen für das schnelle und einfache Brotbacken zu begeistern. Ein Hobbybackerlebnis, das spätestens dann ins Wanken gerät, wenn der Laienbäcker merkt, dass er für das ausgegebene Geld sicher die doppelte Menge Brot oder Brötchen in vergleichbarer Qualität auch bei Aldi, Lidl & Co. hätte kaufen können.

Der Hobbybäckermarkt ist riesig und ein gespaltenes Wesen. Die einen machen nichts anderes als der klassische deutsche Bäckerbetrieb heute auch (Achtung: ich übertreibe!): Tüte auf und Wasser drauf. Die anderen verzichten darauf und machen sich mit viel Hintergrundwissen nur die Grundzutaten zu Nutze. Und natürlich gibt es auch die Zwischentöne. Allen gemeinsam ist aber, dass sie der Meinung sind, ihr Brot schmecke um Welten besser als das, was die Bäcker ihrer Gegend zum Kauf anbieten. Hobbybäcker backen aus ihrer Sicht das bessere Brot. Und diese Erkenntnis ist beachtlich.

Selbst in meinem kleinen erzgebirgischen Dorf, in dem ich wohne, das weit ab von allen Trends vor sich hin lebt, bäckt eine ungeahnte Anzahl von Menschen ihr eigenes Brot, weil weder die Dorfbäcker noch die Großbäcker mit ihren Filialen ein Brot zu backen in der Lage sind, das sie geschmacklich überzeugt. Ohne dass ich die folgende These mit Zahlen untermauern könnte, es ist vielmehr ein Eindruck, der bei meinen Reisen durch Deutschland und über die jährlich zehntausenden Rückmeldungen im Blog entstanden ist: Der Deutsche sehnt sich nach gutem, ehrlichem Brot. Nach Brot, von dem er weiß, wer es wo wie hergestellt hat. Er sehnt sich nach Brot mit Geschmack.

Diese Sehnsucht und Suche beschränkt sich nicht etwa auf eine kleine gesellschaftliche Gruppe, die ausreichend Zeit und Geld hat, einem solchen Hobby zu frönen. Da Brot nach wie vor ein Grundnahrungsmittel ist, sind alle Alters- und Berufsgruppen betroffen. In meine Kurse kommen Jugendliche, Erwachsene im besten Alter und Rentner ebenso wie Studenten, Arbeiter, Angestellte, Selbstständige oder Manager. Jeder von diesen Menschen, der einmal ein geschmacklich gutes Brot gebacken und gegessen hat, ist infiziert, kann kein Brot mehr genießen, das im Discounter, beim Industriebäcker, Großbäcker, aber oft auch in kleineren Betrieben hergestellt wird.

Einmal Hobbybäcker, immer Hobbybäcker? Ein professioneller Bäcker wird es schwer haben, einen Hobbybäcker von seinen Broten zu überzeugen, ihn als Kunden zu gewinnen. Und dennoch können Sie als Bäcker den Selbstback-Boom nutzen, um langfristig Kunden zu binden und neue Kunden für Ihre Backwaren zu begeistern.

Ich werde ein Ideal beschreiben, das sich aus meinen nunmehr sieben Jahren Erfahrung als Hobbybäcker und Kursleiter herauskristallisiert hat. Sieben Jahre, in denen ich zunehmend zwischen den Stühlen Ihrer Kunden und Ihnen selbst als gelernte Bäckermeister saß und noch immer sitze. Eine teils undankbare Situation, in der ich es weder der einen noch der anderen Seite immer Recht machen kann. Andererseits eine Situation, aus der heraus sich hervorragend zwischen Profi und Laie vermitteln lässt.

Was ist also das philosophische Idealbild einer modernen Bäckerei aus meiner Sicht?

Schwerpunkt Geschmack
Der Fokus sollte nicht auf Volumen, vollendeter Ästhetik und minimalem Materialeinsatz liegen, sondern auf Geschmack. Völlig egal, ob das Brot konventionell, biologisch, mit oder ohne Hilfs- und Zusatzstoffe hergestellt wurde. Wenn es einen eigenen, typischen und einzigartigen Charakter hat, ist mittelfristig eine breite Kundschaft gesichert. Qualität setzt sich immer durch. Die Arbeit mit Vor- und Sauerteigen, langer Teigreifung und speziellen Teigverarbeitungs- und  bearbeitungsmethoden ist der Garant dafür. Absetzen von der Masse war schon immer des Unternehmers Glück.
Dazu eine kurze Anekdote, die mir kürzlich ein Landwirt erzählte. Nennen wir ihn Hans.
Hans liefert schon etliche Jahre Getreide an den befreundeten Bäcker, nennen wir ihn Fritz, der daraus Vollkornmehl und bei einem befreundeten Müller Auszugsmehl herstellt. Aus diesen Mehlen bäckt Hans ganz ohne Hilfs- und Zusatzstoffe Brot-, Klein- und Feingebäck. Tagein, tagaus kauft Hans bei Fritz seine hellen Brötchen und versucht sie auch seiner Verwandten, nennen wir sie Hanna, schmackhaft zu machen. Ihr Einwand: „Die sind mir zu klein und zu fest.“ Hanna war die Brötchen vom Großbäcker und Discounter gewöhnt. Monate später ist Hans bei Hanna zu Besuch und bemerkt, dass auf dem Tisch Fritz‘ Brötchen liegen. „Was ist los, Hanna. Ich dachte, Fritz‘ Brötchen sind nichts für dich?“ „Doch, natürlich, diese Dinger sind die einzigen, die noch schmecken!“

Ganzheitliches Backen
Ganzheitlichkeit hat nichts mit Esoterik zu tun. Dafür bin ich zu sehr Naturwissenschaftler. Ganzheitliches Backen heißt: Der Bäcker steht in der Verantwortung, über seine Backstube hinaus zu schauen. Er sollte seine Rohstoffe und ihre Geschichte kennen — sein Mehl und damit den Müller, sein Getreide und damit die Bauern, im besten Fall auch sein Saatgut und damit den Züchter. Tut er dies nicht, bäckt er ein weitgehend anonymes Brot, zu dem er und seine Mitarbeiter keinen Bezug haben.

Wie oft höre ich von Bäckern, aus Erfakreisen und Innungsgesprächen, dass die Mitarbeiter unmotiviert seien, dass sich eine allgemeine Müdigkeit über die Betriebe legt, sich Lethargie breit macht. Das ist kein bäckerspezifisches Phänomen, sondern ein Phänomen der gesamten Gesellschaft, das sich mit drei schlichten Worten zusammenfassen lässt: Höher, schneller, weiter. Wir haben vielfach die Wurzeln zu dem gekappt, was uns antreibt. Wachstum, auch im Bäckereiwesen, war in den letzten Jahrzehnten von Quantität bestimmt, Betriebsvergrößerungen, Erweiterung der Produktionskapazitäten und Vertriebswege — zu Lasten der Qualität. (Ich empfehle Ihnen hierfür den deutschen Kinofilm „Das Brot des Bäckers“ von 1976, Regie Erwin Keusch, von dem die Financial Times damals meinte: „Was Moby Dick für den Walfang ist, ist dieser Film fürs Brotbacken.“) Ein Bäckereibetrieb kann aber auch zu Gunsten der Qualität wachsen, ohne dass sich seine physische Größe ändern muss. Dazu gehören Gedanken über die Wertschöpfungskette vom Acker bis zum Kunden, Fragen zur Regionalität und nachhaltigen Wirtschaftsweise, das Erlernen neuer handwerklicher Fähigkeiten, beispielsweise um ganz ohne Hilfs- und Zusatzstoffe saisonale oder sortentypische Schwankungen der Rohstoffqualität ausgleichen zu können. Wenn Mitarbeiter durch inhaltlich-fachliches Wachstum des Unternehmens einen ganz konkreten, persönlichen Bezug zum Brot bekommen, wenn sie einen Sinn darin sehen, ein Brot mit Geschichte zu backen, wenn sie von ihrem Brot überzeugt sind, dafür leben und einstehen, eine Leidenschaft entwickeln, dafür brennen, so wie die vielen Hobbybäcker Blut geleckt haben, dann ist der Betrieb auch aus wirtschaftlicher und aus Kundensicht nachhaltiger aufgestellt als jene Betriebe, die Brot als Ware produzieren, aber nicht Brot backen.

Transparenz gegenüber Mitarbeitern und Kunden
Transparenz heißt: Der Kunde muss wissen dürfen, wie sein Brot hergestellt wird, welche Zutaten, Hilfs- und Zusatzstoffe enthalten sind, auch wenn sie nicht der gesetzlichen Deklarationspflicht unterliegen. Der Kunde muss auf fachliche Fragen von jedem Mitarbeiter eine sach- und fachkundige Antwort bekommen können. Er muss das berechtigte Gefühl haben, dass er nicht nur ein Brot kauft, sondern ein wertvolles Lebensmittel, in das vom Saatgut bis zum Backen Leidenschaft, Muße und Enthusiasmus des Bäckers geflossen sind.
Dazu braucht es Mitarbeiter, die Teil der Bäckerei und ihrer Philosophie sind. Sie sollten sich aus sich selbst heraus verantwortlich fühlen und ein sinnliches und fachliches Verständnis über die Arbeit ihrer Kollegen entwickeln. Der Teigmacher muss wissen, mit welchen Problemen der Ofenführer zu kämpfen hat und andersherum genauso.

Die Verkäufer müssen den Herstellungsprozess jeder einzelnen Brotsorte überblicken. Sie sind mindestens genauso wichtig für den Erfolg eines guten Brotes wie der Bäcker. Sie sind das Bindeglied zwischen Backstube und der Welt da draußen, die für Ihre Brote möglichst gutes Geld ausgeben soll. Jeder Verkäufer sollte regelmäßig in der Backstube mitarbeiten. Nur so kann er ein Brot authentisch und fachkundig verkaufen.

Ehrlichkeit dem Kunden gegenüber heißt nicht, ihm etwas zu verschleiern, sondern offen mit Problemen und Fragen in der Produktion umzugehen. Hier sind wieder die Verkäufer gefragt. Ist beispielsweise der Einsatz von technischen Enzymen aus Bäckersicht unabdingbar, sollte der Kunde eingebunden werden. Toleriert er den Einsatz von Enzymen aus in der Regel gentechnisch veränderten Pilzkulturen der Frischhaltung und Rösche zuliebe oder verzichtet er gern darauf, wenn er um die Umstände ihrer Herstellung wüsste? Erst wenn der Kunde weiß, was er kauft, kann er sich bewusst dafür oder dagegen entscheiden. Bäcker, die transparent und kommunikativ arbeiten, werden in der Kundengunst letztlich gewinnen.

Ein Ideal zu erreichen, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit, aber sich einem Ideal anzunähern, eine machbare Aufgabe.
Sehen Sie in Hobbybäckern eine ernste Gefahr für Ihr Geschäft? Glauben Sie, dass ich mit meinem Blog und meinen Kursen Menschen von Ihrer Brottheke locke und zum Selbstbacken animiere?
Weit gefehlt. Hobbybäcker sind Ihre besten Kunden. Denn es sind aufgeklärte, mündige, wissende und leidenschaftliche Kunden, die Ihre Brotqualität viel kritischer, konstruktiver beurteilen können und gleichzeitig bereit sind, einen deutlich höheren Preis für gutes Brot zu zahlen als der klassische Supermarkteinkäufer.

Das Beste, was Sie für die Kundenbindung tun können: Erziehen Sie Ihre Kunden zu Hobbybäckern. Veranstalten Sie Backkurse, geben Sie ab und zu verständliche Rezepte an die Kundschaft weiter, bieten Sie praktische Führungen durch die Bäckerei an, und wenn es einmal im Jahr ist.

Jeder Brotkäufer, der einmal versucht hat, selbst ein Brot zu backen, und dann vielleicht noch unter Anleitung des Bäckermeisters, wird den Aufwand und den Wert des Brotbackens mit ganz anderen Augen betrachten und bereit sein, für ein gutes Brot auch einen guten Preis zu zahlen.

Spielen Sie mit offenen Karten. Wenn Sie Backmittel einsetzen, müssen Sie in der Lage sein, Ihren Kunden zu erklären, weshalb Sie genau diese Backmittel einsetzen, wie sie zusammengesetzt sind und was passieren würde, wenn nicht mehr damit gebacken würde.

Wenn der Kunde das Gefühl bekommt, der Bäcker und seine Mitarbeiter binden ihn ernsthaft und nicht nur aus Marketinggründen ein, lassen ihn teilhaben, dann wird er nicht nur ein treuer Kunde bleiben, sondern weitere Kundschaft mitbringen.

All das interessiert den Kunden gar nicht? Dann wird es Zeit, in Ihren Kunden Interesse zu wecken, Leidenschaft fürs Brot zu entfachen. Vor acht Jahren hätten Sie mich Scheibenbrot aus dem Supermarkt und Brötchen aus dem (Auf-) Backshop essen sehen können. Erst das Selbstbacken hat mir klar gemacht, welch hoher Kunst es bedarf, ein vernünftiges Brot zu backen. Ich und sicher auch meine zehntausenden Blogleser und Buchkäufer ziehen ihren Hut vor jedem gescheiten Bäcker und unterstützen ihn nach Kräften durch Empfehlungen und eigene Käufe. Warum sollte dieser Sprung in der eigenen Ernährungsbiografie nicht auch bei Ihren Kunden möglich sein? Grundvoraussetzung dafür ist Ihr Engagement, Ihre ehrliche Leidenschaft für gutes Brot.

Momentan wächst eine ganz neue Generation von jungen Menschen heran. Kritisch, offen, konstruktiv, politisch und sensibel in Sachen Ernährung. Im besten Sinne informierte, mündige Verbraucher, oder, wie ich finde, passender, sich bewusst ernährende Menschen. Ihr kritischer Umgang mit Lebensmitteln, ihre Fragen nach dem „Warum?“ in vielen Bereichen der Lebensmittelherstellung strahlen nicht nur auf Gleichaltrige ab, sondern auch auf die Elterngeneration. Das Selbstmachen ist in, weil nur dann ganz sicher zu sein scheint, was drin steckt.

Als Bäcker haben Sie über kurz oder lang die Wahl: Schwimmen Sie mit der Masse Ihrer Kollegen, der Discounter, Backshops und Industriebäcker und setzen auf Quantität und niedrige Preise? Oder setzen Sie besser auf Qualität in jeder Hinsicht und backen wertvolles Brot? Dieser zweite Weg ist der persönlich härtere, mental anstrengendere Weg, aber nach meiner Prognose der einzige Weg, das Bäckerhandwerk am Leben zu erhalten.

Wenn ich keine Brotbackkurse für Ihre potentiellen Bäckerkunden mehr geben muss, dann haben Sie sich für die richtige Zukunft des deutschen Brotes entschieden!

Vielen Dank für Ihre Geduld mit mir und meinen Worten!

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Sonntag Radio hören!

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Am Sonntag (8.2.2015) ab 10 Uhr bin ich zum Interview geladen. Drei Stunden lang darf ich mich über Brot und die Welt unterhalten. Ausgestrahlt wird die Sendung “Sonntags-Brunch” im MDR 1 Radio Sachsen, ist aber natürlich überall per Livestream zu empfangen. Ich hoffe, dass nicht allzuviel Musik gespielt wird und mehr Zeit für Inhalte bleibt. Die Sendung wird (auf meinen Wunsch hin) das erste Mal überhaupt live übertragen und nicht aufgezeichnet.


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Römertopf-Brot

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Römertopfbrot im Brottopf

Römertopfbrot im Brottopf

Schon über Jahre erreichten mich Anfragen, ob es möglich sei, im Römertopf Brot zu backen. “Muss ja” war meine innere Antwort, immerhin wirbt die Firma Römertopf damit und vertreibt auch eine Art tönerne Kastenform zum Brotbacken. Als nun eine Anfrage von Römertopf kam, das Brotbacken darin zu testen, war die Zeit gekommen, dem Material auf den Grund zu gehen.

Ich habe eine Versuchsreihe aufgebaut:

  • Gare und Backen im kalten Bräter/Backschale ohne Deckel
  • Gare im Gärkorb und Backen im heißen Bräter/Backschale ohne Deckel
  • Gare und Backen im kalten Bräter/Backschale mit Deckel
  • Gare im Gärkorb und Backen im heißen Bräter/Backschale mit Deckel

Von Römertopf wird empfohlen, die Gare bereits in der deckellosen Backschale (bzw. im Bräter ohne Deckel) stattfinden zu lassen, die Schale/Bräter während der Gare in ein Wasserbad zu stellen (Ton saugt Wasser auf) und sie anschließend in den kalten Ofen zu setzen (ähnliches Prinzip wie bei diesem Rezept). Während der Aufheizphase geht der Teigling weiter und die Form gibt Feuchtigkeit in die Backatmosphäre ab.

Ich habe diese Vorgaben leicht verändert, indem ich die kalte Form in den heißen Ofen gestellt und auf das Wässern verzichtet habe, um ähnliche Voraussetzungen zu schaffen (den heißen Bräter konnte ich nicht wässern, deshalb manuelle Beschwadung für alle vier Versuche).

Zwei Prognosen habe ich vor den Versuchen gewagt:

  • Das optimale Ergebnis wird nicht mit den Vorgaben von Römertopf zu erreichen sein.
  • Mit der optimalen Methode werde ich den Bräter zerstören.

Die optimale Methode heißt: den kalten Teigling in den heißen Bräter stürzen, den heißen Deckel daraufsetzen und backen. Es kommt das mit Abstand größte Brotvolumen heraus.
Meine zweite Vorhersage bewahrheitete sich nicht: Der Bräter blieb in einem Stück. Durch den großen Temperaturkontrast hatte ich befürchtet, dass der Bräter reißt oder gar auseinander springt. Von Lesern des Blogs habe ich derartige Schilderungen schon lesen dürfen, spätestens beim zweiten oder dritten Mal war es bei ihnen soweit, zumindest die Glasur bekam Risse.

Hier nun die Volumengewinner in absteigender Reihenfolge:

  1. Gare im Gärkorb und Backen im heißen Bräter/Backschale mit Deckel
  2. Gare im Gärkorb und Backen im heißen Bräter/Backschale ohne Deckel
  3. Gare und Backen im kalten Bräter/Backschale mit Deckel
  4. Gare und Backen im kalten Bräter/Backschale ohne Deckel

Wichtigstes Ergebnis: Der Deckel ist entscheidend. Zwischen dem kalten Teig im kalten Bräter ohne Deckel und mit Deckel liegt schon ein extremer Volumenunterschied. Außerdem schützt der Deckel den Teigling während der Gare vor dem Austrocknen. Der Haken: Bei den als Brotschalen verkauften Römertöpfen ist kein Deckel im Lieferumfang. Hier empfehle ich einen klassischen Römertopf-Bräter.
Ob der Bräter dann noch aufgeheizt wird, muss jeder Römertopf-Besitzer selbst entscheiden. Die Brotqualität ist auf jeden Fall eine bessere, auch wenn der Bräter das auf Dauer unter Umständen nicht so sieht…

Ein wichtiger Punkt ist, dass der Teigling bereits in den vorgeheizten Ofen kommt, es sei denn man besitzt die Fähigkeit, genau abschätzen zu können, ob die Aufheizzeit des Ofens für die noch fehlende Gare des Teiglings ausreicht. Mit anderen Worten: Wenn der Bräter samt Teigling in den kalten Ofen kommt (so wie in den Römertopfrezepten beschrieben), braucht es schon einiges an Erfahrung, um genau den passenden Garzustand zu erkennen. Davon würde ich abraten.

Das für den Versuch verwendete Rezept ist simpel, arbeitet mit kalter Gare über Nacht und bringt ein phänomenales Brot mit wattiger Krume und toller Kruste. Ein klarer Favorit, egal ob im kalten, heißen oder in gar keinem Topf gebacken. Das Eigelb im Teig mag verwirren, dient aber einem höheren Zweck: als natürlicher Emulgator für mehr Volumen. War ein Test im Test mit erstaunlichem Erfolg.

Gare und Backen ohne Deckel im kalten Bräter - mit Abstand kleinstes Volumen

Gare und Backen ohne Deckel im kalten Bräter – mit Abstand kleinstes Volumen

Gare und Backen mit Deckel im kalten Bräter - 3. Platz

Gare und Backen mit Deckel im kalten Bräter – 3. Platz

Backen ohne Deckel im heißen Bräter - 2. Platz im Volumenwettstreit

Backen ohne Deckel im heißen Bräter – 2. Platz im Volumenwettstreit

Der Gewinner: Backen mit Deckel im heißen Bräter

Der Gewinner: Backen mit Deckel im heißen Bräter

Hauptteig

  • 540 g Weizenmehl 812
  • 60 g Roggenvollkornmehl
  • 180 g Joghurt natur (5°C)
  • 320 g Wasser (40°C)
  • 18 g Eigelb (1 Stück)
  • 12 g Salz
  • 3 g Frischhefe
  • 12 g Pflanzenöl

Alle Zutaten 5 Minuten auf niedrigster Stufe und 10 Minuten auf zweiter Stufe zu einem straffen, sich vom Schüsselrand lösenden Teig kneten (Teigtemperatur: 27°C).

2 Stunden Gare bei Raumtemperatur (20-22°C). Nach 1 Stunde den Teig dehnen und falten.

Den Teig straff rundwirken und mit Schluss nach unten in den bemehlten Römertopf bzw. mit Schluss nach oben in den bemehlten Gärkorb setzen.

Zugedeckt 12 Stunden bei 5°C reifen lassen.

Im vorgeheizten Topf, freigeschoben oder im kalten Topf mit Deckel bei 250°C fallend auf 220°C ca. 45-50 Minuten backen.

Material- und Energiekosten: 2,35 €

Zubereitungszeit am Backtag: ca. 1 Stunde

Zubereitungszeit gesamt: ca. 16 Stunden

Von links nach rechts die Plätze 4 bis 1 (kleinstes bis größtes Volumen).

Von links nach rechts die Plätze 4 bis 1 (kleinstes bis größtes Volumen).

Locker, saftig und aromatisch - Römertopfbrot

Locker, saftig und aromatisch – Römertopfbrot


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Tritordeum-Brot

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Tritordeum-Brot

Tritordeum-Brot

Die Stippvisite bei Josep Pascual hat nicht nur ein paar Inspirationen in Sachen Brotästhetik mit sich gebracht, sondern auch ein Mehl aus einer relativ neuen Getreidesorte namens Tritordeum.

Tritordeum ist von spanischen Forschern durch Kreuzung von Weizen und Gerste entwickelt worden und soll einen besonders hohen Anteil an Eiweiß und Antioxidantien enthalten. Letzteren wird eine gesundheitsfördernde Wirkung zugeschrieben. Außerdem ist die Pflanze gegen Trockenheit gewappnet und für Anbaugebiete geeignet, in denen Roggen oder Weizen womöglich Probleme hätten.

Leider habe ich das Mehl in Deutschland noch nicht finden können, weltweit auch nicht in Bioqualität.

Ich habe mir von Josep Mehl mitnehmen dürfen und damit nun gebacken. Vom Teigverhalten her ähnelt es Dinkel, hat aber eine richtig intensive Gelbfärbung und im Gebäck einen dezenten, aber wahrnehmbaren Eigengeruch (nicht unangenehm).

Ein spannendes Getreide, dessen Entwicklung ich im Auge behalten werde.

Das Rezept ist inspiriert von Josep, aber letztlich doch eine Eigenentwicklung mit Sauerteig und Mehlkochstück. Das Verzieren des reifen Teiglings mittels Schablone will geübt sein, vor allem wenn man, wie ich, nur Imitate zur Verfügung hat, in diesem Fall eine gelochte Reibe der Kenwood Cooking Chef. War nicht ideal…

Heraus kommt aus lockeres, saftiges Brot mit herrlich elastischer gelber Krume. Ein Hingucker.

Sauerteig

  • 60 g Tritordeummehl (hell)
  • 60 g Wasser (55°C)
  • 60 g Anstellgut (hochaktiv)

Mehlkochstück

  • 60 g Tritordeummehl (hell)
  • 300 g Wasser
  • 12 g Salz

Hauptteig

  • Sauerteig
  • Mehlkochstück
  • 450 g Tritordeummehl (hell)
  • 45  g Wasser (50°C)
  • 3 g Frischhefe

Die Sauerteigzutaten mischen und 3-4 Stunden bei 28°C reifen lassen (Volumen sollte sich verdreifachen).

Das Mehl mit Salz und Wasser klümpchenfrei verrühren und unter Rühren aufkochen bis sich eine dicke Masse gebildet hat. Zugedeckt 3 Stunden auf ca. 40°C auskühlen lassen.

Alle Zutaten 5 Minuten auf niedrigster Stufe und weitere 6 Minuten auf zweiter Stufe zu einem glatten Teig kneten, der sich weitgehend vom Schüsselboden löst (Teigtemperatur ca. 28°C).

3 Stunden Gare bei 24°C, alle 45 Minuten intensiv dehnen und falten.

Zwei 500 g-Teiglinge abstechen, rund- und spitz langwirken. 10 Minuten Zwischengare zum Entspannen des Teiges.

Anschließend durch Rollbewegungen mit der Handkante in jedem Teigling mittig einen schmalen Steg/Hals formen und die Teiglinge mit ihren beiden Teilstücken etwas angewinkelt auf Backpapier oder einen bemehlten Brotschießer setzen. Mit Leinen abdecken und 45 Minuten bei ca. 24°C gehen lassen.

Vor dem Backen mit einer Schablone Mehl- und/oder Röstmalzmuster auf die Teiglinge sieben. Bei Bedarf einschneiden.

Bei 240°C ca. 25 Minuten mit Dampf backen.

Material- und Energiekosten: 2,50 €

Zubereitungszeit am Backtag: ca. 8 Stunden

Zubereitungszeit gesamt: ca. 8 Stunden

Locker und bestechende Farbe: Tritordeum-Brot

Locker und bestechende Farbe: Tritordeum-Brot

Der erste Versuch, auch in Ordnung, aber ich hätte es nicht einschneiden sollen.

Der erste Versuch, auch in Ordnung, aber ich hätte es nicht einschneiden sollen.

Sehr schöne Krume...

Sehr schöne Krume…


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Lichtkornroggenbrötchen

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Lichtkornroggenbrötchen

Lichtkornroggenbrötchen

Für meinen Einsatz auf der Schnippeldisko in Berlin mit Beginn der Grünen Woche Mitte Januar brauchte es zwei einfache Rezepte mit seltenen Getreidesorten. Rezepte, die ganz ohne Knetmaschine unter fast allen Bedingungen funktionieren sollten.

Diese Roggenbrötchen aus Lichtkornroggenvollkornmehl sind aromatisch, einfach herzustellen und auch nach Tagen noch genießbar.

Für die Schnippeldisko hatten wir den Vorteig mit Dinkel-, statt mit Roggenmehl gemacht, dann aber mit der halben Wassermenge im Vorteig.

Das zweite Rezept mit Rotkornweizen folgt in einer Woche.

Sauerteig

  • 125 g Lichtkornroggenvollkornmehl
  • 125 g Wasser (55°C)
  • 2,5 g Salz
  • 25 g Anstellgut

Vorteig

  • 50 g Lichtkornroggenvollkornmehl
  • 100 g Wasser
  • 0,05 g Frischhefe

Hauptteig

  • Sauerteig
  • Vorteig
  • 315 g Lichtkornroggenvollkornmehl
  • 180 g Wasser (45-50°C)
  • 9 g Salz
  • (2 g Schabzigerklee)

Die Sauerteigzutaten mischen und 12-16 Stunden bei 20-22°C (ideal 25°C) reifen lassen.

Die Vorteigzutaten mischen und 12-20 Stunden bei 20-22°C reifen lassen.

Alle Zutaten von Hand homogen mischen (Teigtemperatur ca. 29-30°C).

2 Stunden Stockgare bei 30°C. Das Volumen sollte sich um mehr als die Hälfte vergrößert haben.

Den Teig auf die Arbeitsplatte geben, gut bemehlen und mit den Händen schonend Teiglinge vom reifem Teig abziehen.

Sofort bei 250°C 18 Minuten mit mäßigem Schwaden backen.

Material- und Energiekosten: 1,90 €

Zubereitungszeit am Backtag: ca. 3 Stunden

Zubereitungszeit gesamt: ca. 15-19 Stunden

Locker und saftig: Lichtkornroggenbrötchen

Locker und saftig: Lichtkornroggenbrötchen


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Alten Teig verwerten

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Brotkranz aus Restteig

Brotkranz aus Restteig

Kleiner Tipp am Rande. Wer (aus welchen Gründen auch immer) einmal Teig übrig hat, kann ihn zusammenkneten und 1-3 Tage im Kühlschrank lagern. Anschließend dient er als Vorteig oder kann sogar noch verbacken werden. Das ist allerdings nur ratsam, wenn kein Sauerteig im Spiel war, weil ansonsten die Säure dominant wäre.

Mir passiert es regelmäßig, dass Brötchenteig übrig bleibt (z.B. von den Knusperbrötchen bei Backkursen). Zum Wegschmeißen ist er mir zu schade. Deshalb packe ich ihn in die Kühlung und backe ihn am nächsten Tag nach einer gewissen Stückgare ab. Die Ergebnisse können sich sehen lassen. Vom Geschmack durch die verlängerte Teigruhe ganz zu schweigen.

In diesen Teig habe ich noch restlichen Mohn eingeknetet.

In diesen Teig habe ich noch restlichen Mohn eingeknetet.

Feinstes Weißbrot...

Feinstes Weißbrot…

Anderer Fall: Aus Altteig mach' Stangenweißbrot

Anderer Fall: Aus Altteig mach’ Stangenweißbrot

Locker und aromatisch dank langer Teigreife.

Locker und aromatisch dank langer Teigreife.


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Rotkornweizenbrötchen

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Rotkornweizenbrötchen

Rotkornweizenbrötchen

Das zweite für die Berliner Schnippeldisko entwickelte Rezept, das an jenem Abend aber nicht gebacken wurde (dafür gab es Dinkelseelen).

Reine Vollkornbrötchen. Wer möchte, kann noch 8 g Butter oder andere feste Fette zugeben, um die Krume noch elastischer und das Volumen etwas größer zu bekommen.

Vorteig

  • 120 g Rotkornweizenvollkornmehl
  • 120 g Wasser
  • 0,1 g Frischhefe

Autolyse

  • 280 g Rotkornweizenvollkornmehl
  • 180 g Wasser (55°C)

Hauptteig

  • Vorteig
  • Autolyseteig
  • 8 g Salz
  • 4 g Frischhefe

Die Vorteigzutaten mischen und 12-20 Stunden bei 20-22°C reifen lassen.

Die Autolysezutaten von Hand mischen (Teigtemperatur ca. 35°C) und 1 Stunde bei Raumtemperatur ruhen lassen.

Salz und Hefe von Hand gleichmäßig untermischen (Teigtemperatur ca. 26°C).

2 Stunden Stockgare bei Raumtemperatur (nach 20, 40, 60 Min. intensiv dehnen und falten).

Den Teig einmal schonend dehnen und falten und neun rechteckige Teiglinge abstechen.

30 Minuten Stückgare im Bäckerleinen.

Bei 250°C fallend auf 230°C 18 Min. backen.

Material- und Energiekosten: 2,20 €

Zubereitungszeit am Backtag: ca. 4 Stunden

Zubereitungszeit gesamt: ca. 16-24 Stunden

Locker und mit Biss: Rotkornweizenbrötchen

Locker und mit Biss: Rotkornweizenbrötchen


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Erzgebirgischer Kartoffelkuchen (TV-Rezept)

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Erzgebirgischer Kartoffelkuchen

Erzgebirgischer Kartoffelkuchen

Am 4. Advent 2014 lief im MDR ein Beitrag über mich. Darin zu sehen war auch, wie ich einen Kartoffelkuchen herstellte. Um das Rezept nicht in meinem Zettelberg verschwinden zu lassen, stelle ich es in den Blog, auch wenn die Jahreszeit nicht ganz dazu passt.

Hauptteig

  • 1 kg Stollenteig (entsprechend Rezept)
  • 600 g Kartoffeln (gekocht, gepellt, ausgekühlt)
  • 65 g Ei (1 Stück)
  • 100 g Butter
  • 200 g Zucker
  • 10-20 g Zimt
  • Butter zum Bestreichen

Den frisch gekneteten Stollenteig bis zur Verwendung kühl (3-8°C, bis 24 Stunden) aufbewahren oder gleich weiterverarbeiten. Darauf achten, dass die Früchtemischung noch nicht eingearbeitet wurde.

Die Kartoffeln zu Brei zerdrücken und mit dem Stollenteig 5 Minuten auf niedrigster Stufe verkneten. Im Anschluss 350 g des Teiges abnehmen und in den restlichen Teig die Früchtemischung 1 Minute schonend einarbeiten.

15 Minuten Teigruhe bei 24°C. In dieser Zeig den abgenommenen Teig rundwirken.

Den Teig (mit Früchten) auf einem gefetteten Blech verteilen und mit den Fingern gleichmäßig flach drücken.

Nun den abgenommenen Teig (ohne Früchte) auf der gut bemehlten Arbeitsplatte auf Blechgröße ausrollen und über den anderen Teig als Decke legen (das schützt vor verbrannten Früchten).

Den Teig mit Milch abstreichen, mit der Hälfte des gemischten Zimtzuckers bestreuen und die Butter gleichmäßig in Flocken darüber verteilen.

30 Minuten Gare bei 24-26°C. Der Teig muss sich um ca. 50% vergrößert haben.

Bei 250°C sofort fallend auf 230°C mit Ober- und Unterhitze ohne Dampf ca. 15 Minuten goldbraun backen.

Nach dem Backen sofort mit dem restlichen Zimtzucker bestreuen.

Zubereitungszeit am Backtag: ca. 2 Stunden

Zubereitungszeit gesamt: ca. 2 Stunden


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Brotbackbuch Nr. 2 – Das Backtagebuch – Tag zwei

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Bis kurz nach dem Erscheinen von “Brotbackbuch Nr. 2″ Anfang April 2015 werden Björn und ich immer mittwochs wechselseitig Einblicke in die Entstehung des Buches gewähren. Im vergangenen Sommer haben wir beide eine Woche lang mehr als 100 Rezepte gebacken und fotografiert. Nicht nur, dass all das extrem körperlich anstrengend war, Björn hat darüber auch humorvoll Tagebuch geführt. Ich habe mir erlaubt, ergänzend in seine Worte einzugreifen und präsentiere euch nun Tag 2 des Backmarathons. Wer mehr Infos zum neuen Buch sucht oder es gleich bei mir vorbestellen möchte, folge diesem Link. Der nächste Beitrag in genau einer Woche bei Björn und am 25.3. wieder hier im Plötzblog.

28. Juli 2014

Sonnenaufgang über dem Westerzgebirge bei Neudorf

Sonnenaufgang über dem Westerzgebirge bei Neudorf

Die Nacht ist kurz, bereits bei Sonnenaufgang klingelt der Wecker und ruft in die Backstube. Der unermüdliche Lutz ist natürlich schon längst bei der Arbeit, die ersten Brote sind schon etwas früher in den Ofen gewandert.

Lutz mit Geologenwitz am Teig

Lutz mit Geologenwitz am Teig

Warum? Wegen der ersten Katastrophe des heutigen Tages. Die Übernachtbrote haben sich frecher Weise einfach nicht an das Rezept gehalten und waren schon mitten in der Nacht reif. Um 4 Uhr morgens ist es schon zu spät, hatten sie Vollgare oder schlimmer. Im Ergebnis sind sie zwar lecker, aber nicht schön genug für das Buch. Ursache: Der Kühlschrank wurde den Temperaturschwankungen durch häufiges Öffnen und dem Hereinstellen mehrere Teiglinge nicht Herr und war zu warm.

Also kommen alle vier Übernachtrezepte nochmals dran, das macht den heutigen Backtag nicht entspannter. Es ist aber nicht die letzte Pleite. Denn unsere Teige haben heute einfach keine Lust, sich ans Rezept zu halten und Dinge, die in der Experimentalphase zuhause wunderbar klappten, gehen heute schief. Die freigeschobenen Weizenbrote mit zu fester Krume, die Vollkornbrote mit unzureichendem oder übertriebenem Ofentrieb.

Ofen-Armada in Lutz' Backstube

Ofen-Armada in Lutz’ Backstube

Ein wenig hat Björn das Wetter in Verdacht, das heute zwischen schwüler Wärme und gewittrigen Phasen wechselte. Außerdem zeigt sich jetzt, dass es etwas völlig anderes ist, sich daheim mit Liebe einem einzelnen Brot zu widmen, ihm jegliche Aufmerksamkeit angedeihen zu lassen, es zu hegen und zu pflegen, bevor es auf den Punkt genau dem heißen Backofen überantwortet wird, als in einer Backstube mit gefühlten 40°C unter Zeitdruck mindestens 20 verschiedene Brotrezepte in die Tat umzusetzen.

Das erhöht Björns Respekt vor Bäckern, die das jede Nacht machen, ungemein.

Zu guter Letzt schaffen wir es auch noch, unseren Foto-Arbeitsplatz umkippen zu lassen mit destruktiven Folgen.

Fotolichtzelt durch umfallenden Theumaer Fruchtschiefer zerstört, der im Buch als Fotohintergrund diente

Fotolichtzelt durch umfallenden Theumaer Fruchtschiefer zerstört, der im Buch als Fotohintergrund diente

Wenigstens einige gute Ergebnisse können wir am Abend vorweisen, sodass der Gang ins Bett nicht allzu unzufrieden stattfindet. In Zahlen ausgedrückt: ganze 6 von 20 gebackenen Broten waren gut genug für das Backbuch. An diesem Montagabend wackelt das ganze Konzept einer konzentrierten Backwoche von 5-6 Tagen.

Die Lichtblicke des Tages: Lutz nette Familie, seine süßen Kinder und ein kleines Kätzchen, das uns immer wieder bei der Arbeit zugesehen hat. Und die leckeren Baguettes, die wir zum Frühstück verspeist haben.

Baguettes mit Käse aus einer lokalen erzgebirgischen Käserei

Baguettes mit Käse aus einer lokalen erzgebirgischen Käserei

(Text & Fotos: Björn Hollensteiner)


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